Polnische Küche: Eine kulinarische Reise durch das Land

Andreas Kleinberg
Andreas Kleinberg 12 Min. Lesen

Ohne polnisches Essen gibt es keinen richtigen Polenbesuch. Nicht ohne Grund werden die Informationen über polnische Spezialitäten von Touristen ebenso gerne gecheckt wie Öffnungszeiten der Museen und Wettervorhersagen für Wanderer und Segler. Polinnen und Polen rühmen sich einer reichen kulinarischen Tradition und bereiten gerne deftige und sättigende Gerichte zu. Natürlich variieren die Arten und Namen von Gerichten von Region zu Region. Dieser einführende Artikel zu diesem Thema setzt sich zum Ziel, einige der bekanntesten polnischen Gerichte darzustellen.

Suppen – fast so dick wie Hauptgerichte

Mit Fetten und Kohlenhydraten aller Art spart man nicht in der traditionellen polnischen Küche, auch im Hinblick auf Suppen. Da Suppen ursprünglich als Heilmittel gegen die meisten Krankheiten betrachtet waren, mussten sie auch entsprechend deftig zubereitet werden. Die Basis der polnischen Küche sind Kartoffeln, Rüben, Gurken, Bohnen, Mehl, natürlich auch Fleisch… Und das reicht schon. Was kann man daraus machen?

Rosół ist eine klare Hühnersuppe, die in Polen sehr beliebt ist. Es ist ein traditionelles polnisches Gericht, das bei keinem Fest (wie zum Beispiel Hochzeit) und keinem sonntäglichen Mittagessen im Familienkreis fehlen darf. Rosół wird aus Hühnerfleisch, Karotten, Sellerie, Zwiebeln und Petersilie hergestellt. Das Hühnerfleisch wird langsam in Wasser gekocht, um eine reichhaltige Brühe zu erzeugen. Dann werden Gemüse und Gewürze hinzugefügt und die Suppe wird gekocht, bis das Gemüse weich ist. Rosół wird oft mit Nudeln oder Klößen serviert, aber es kann auch allein oder mit Brot gegessen werden.

Żurek ist eine traditionelle polnische Suppe, die aus fermentiertem Roggenmehl hergestellt wird und oft als „saure Suppe“ bezeichnet wird. Um żurek herzustellen, wird das Roggenmehl mit Wasser und Gewürzen vermischt und dann einige Tage lang fermentiert, bis es sauer wird. Dann wird das fermentierte Mehl mit Wasser und Gemüse wie Kartoffeln, Karotten und Zwiebeln gekocht, um eine dicke Suppe zu erzeugen. Oft wird auch geräuchertes Fleisch wie Wurst oder Schinken hinzugefügt, um zusätzlichen Geschmack zu verleihen. Die Suppe wird auch oft mit einem gekochten Ei und Würstchen serviert. Żurek wird oft an besonderen Anlässen wie Ostern serviert (in Ostpolen mit Meerrettich), aber es kann auch das ganze Jahr über genossen werden. Es ist ein wichtiger Teil der polnischen Küche und ein kulinarisches Erlebnis, das man unbedingt probieren sollte, wenn man Polen besucht.

Barszcz ist eine traditionelle polnische Rote-Bete-Suppe, die oft als Vorspeise serviert wird. Es ist auch als Borschtsch bekannt und stellt ein beliebtes Gericht in vielen osteuropäischen Ländern dar. Um barszcz zuzubereiten, wird geriebene Rote Bete mit Wasser und Gewürzen wie Knoblauch, Lorbeerblättern, Pfeffer und Essig gekocht. Die Suppe wird oft mit Kartoffeln, Karotten und Sellerie und manchmal auch mit Fleisch oder Würstchen ergänzt. Wenn es als Vorspeise serviert wird, wird es oft mit einer Scheibe Brot oder einer sauren Sahne garniert. Es gibt auch eine weiße Variante von barszcz, das sog. barszcz biały, welches aus Mehl, saurer Sahne und Gewürzen hergestellt wird und oft als Beilage zu Fleischgerichten serviert wird. Barszcz ist in Polen sehr beliebt und wird oft zu Weihnachten serviert.

Czernina ist eine traditionelle polnische Suppe, die auch als Entensuppe oder Blutsuppe bekannt ist. Die Suppe wird aus Entenblut, Essig, Zwiebeln, Möhren und verschiedenen Gewürzen wie Piment und Lorbeerblättern zubereitet. Die Suppe hat eine dunkle, fast schwarze Farbe und einen kräftigen, würzigen Geschmack. Traditionell wurde czernina im Herbst oder Winter gekocht, wenn die Enten geschlachtet wurden und das Blut verwendet werden konnte. Es ist ein rustikales Gericht und war oft ein wichtiger Bestandteil der polnischen Küche auf dem Land. Heute wird czernina in Polen nicht mehr so häufig zubereitet, da es schwierig ist, frisches Entenblut zu bekommen. Es wird jedoch immer noch von einigen Familien und Restaurants gekocht und gilt als ein wichtiger Bestandteil der polnischen kulinarischen Tradition. Auch in der Kultur hatte sie ihre Rolle als ausdrucksstarkes Symbol – wer czernina vorgesetzt bekommen hat, konnte auf keine Zusage beim Heiratsantrag hoffen.

Im Land von Kraut und Erdäpfeln

Ohne Kartoffeln kein Mittagessen. In Polen werden sie oft als ziemniaki bezeichnet, ähnlich wie in Österreich (Erdäpfel) oder Frankreich (pommes de terre). Auch wenn jetzt immer weniger Polinnen und Polen der Meinung zustimmen, dass Kartoffeln für den kulinarischen Erfolg unabdingbar seien, kann man die Bedeutung von Kartoffeln und anderem Gemüse in der polnischen Küche nicht unterschätzen. Hier ist die polnische Küche der deftigen deutschen Küche nahe verwandt. Im Folgenden beschreiben wir also ein paar Hauptgerichte, die man während eines Polenbesuchs unbedingt probieren soll.

Pierogi sind eine Art gefüllte Teigtaschen, die in Polen sehr beliebt und auch in anderen osteuropäischen Ländern bekannt sind. Pierogi werden normalerweise aus einem einfachen Nudelteig hergestellt und können mit verschiedenen Füllungen gefüllt werden, wie Kartoffeln und Zwiebeln (die sog. pierogi ruskie), Fleisch, Käse, Sauerkraut oder Obst wie Erdbeeren oder Äpfel. Pierogi werden normalerweise in Salzwasser gekocht und mit Butter oder Zwiebeln und Sauerrahm serviert. Sie werden meistens als Hauptgericht serviert, auch zu besonderen Anlässen wie Weihnachten und Familienfeiern. Es gibt auch spezielle pierogi-Festivals in Polen, wo man eine Vielzahl von verschiedenen Sorten probieren kann, sowie Restaurants, die sich ausschließlich auf pierogi hin spezialisieren.

Bigos ist ein traditionelles polnisches Gericht, das oft als Sauerkrauteintopf bezeichnet wird. Es besteht aus Sauerkraut, das mit verschiedenen Fleischsorten wie Schweinefleisch, Rindfleisch, Wurst und Speck sowie Zwiebeln, Pilzen und Gewürzen wie Lorbeerblättern, Pfefferkörnern und Paprika gekocht wird. Die Zubereitung von bigos ist zeitaufwendig, da es langsam auf dem Herd gekocht werden muss, damit sich die Aromen der verschiedenen Zutaten verbinden können. Das Gericht wird oft als Beilage zu Kartoffeln oder Brot serviert und kann auch mit saurer Sahne und frischen Kräutern wie Petersilie garniert werden. Bigos ist in Polen sehr beliebt und wird oft zu besonderen Anlässen serviert. Es ist ein wichtiger Teil der polnischen Küche und hat eine lange Tradition in der polnischen Kultur. Von der Wichtigkeit des Gerichts soll die Tatsache zeugen, dass es im polnischen Nationalepos „Pan Tadeusz“ des romantischen Dichters Adam Mickiewicz beschrieben wurde.

Gołąbki sind ein traditionelles polnisches Gericht, das auch als gefüllte Kohlrouladen bekannt ist. Es besteht aus blanchierten Kohlblättern, die mit einer Mischung aus Hackfleisch (in der Regel Rind oder Schwein), Reis, Zwiebeln und Gewürzen gefüllt werden. Die Kohlblätter werden um die Füllung gewickelt und dann in einer Soße aus Tomaten oder saurer Sahne gekocht. Es gibt viele regionale Variationen des Gerichts, einschließlich der Verwendung von verschiedenen Gewürzen und Kräutern in der Füllung sowie der Verwendung von verschiedenen Soßen. Das Wort gołąbki bedeutet „kleine Tauben“ und bezieht sich auf die Form der Kohlrouladen.

Kotlet schabowy (oder einfach nur schabowy) besteht aus einem panierten und gebratenen Schweineschnitzel. Das Fleisch wird normalerweise flachgeklopft und mit Salz und Pfeffer gewürzt, dann in Mehl, Eiern und Semmelbröseln paniert und schließlich in heißem Öl oder Schmalz gebraten. Kotlet schabowy ist ein beliebtes Gericht in Polen und wird oft mit Kartoffelpüree, Sauerkraut oder Gemüse serviert. Es ist ein einfaches, aber köstliches Gericht, das in vielen Familienrezepten in Polen zu finden ist. Obwohl das Gericht ähnlich wie das Wiener Schnitzel aussieht, gibt es einige Unterschiede in der Zubereitung und Gewürzmischung. In Polen wird schabowy oft mit einer Prise Majoran und Knoblauch gewürzt, was ihm einen einzigartigen Geschmack verleiht.

Kiełbasa bedeutet einfach Wurst und bezieht sich auf eine breite Palette von Wurstsorten, die in Polen hergestellt und konsumiert werden. Es gibt viele verschiedene Arten von kiełbasa, die sich in Geschmack, Textur und Herstellungsprozess unterscheiden. Kiełbasa wird in der polnischen Küche oft als Hauptbestandteil von Gerichten wie bigos oder Kartoffeleintopf verwendet, als Bratwurst zubereitet oder aber kalt als Snack oder Vorspeise serviert. Es gibt viele lokale Variationen von kiełbasa in verschiedenen Regionen Polens, z. B. die vor allem in Schlesien sehr beliebte kaszanka (Blutwurst) oder die kiełbasa krakowska (Krakauer Wurst), die eine Art breite Trockenwurst ist und die man deswegen mit der gleichnamigen, beliebten deutschen Grillwurst keinesfalls verwechseln darf. Interessanterweise werden alle derartigen Fleischprodukte, die auch kalt verzehrt werden können, als wędliny (Geräuchertes) bezeichnet, was auf die Bedeutsamkeit des Räucherns als Herstellungsprozess von Wurst oder Schinken in Polen hinweist, der dem Trocknen oder Kochen meistens vorgezogen wird.

Zum Nachtisch viel Süßes…

Die polnische Dessertkultur wurde ihrerzeit stark von den türkischen und russischen Essgewohnheiten beeinflusst und gilt als sehr süß. Zu den populärsten Desserts gehören unter anderem der Schlesische Streuselkuchen, zubereitet aus Hefeteig mit einer Schicht aus Streuseln (die mit Mohn oder Quark gefüllt sind), makowiec – ein Kuchen aus Hefeteig mit einer Füllung aus Mohn, Rosinen und Zucker, oder sernik – der polnische Käsekuchen, der aus einer cremigen Füllung aus Quark, Zucker, Eiern und oft auch Rosinen oder Zitronenschale besteht, die auf einem Kuchenboden aus Mehl, Eiern, Butter und Zucker gebacken wird.

Besonders zu Weihnachten werden verschiedene traditionelle Desserts gerne serviert. Dazu gehören unter anderen kutia (zubereitet aus gekochtem Weizen, Honig, Nüssen und getrockneten Früchten, oft mit Milch oder saurer Sahne serviert) oder kluski z makiem, die als Mohnpielen oder Mohnklöße auch in der schlesischen und deutschen Küche ihren Platz haben.

…und danach viel Bitteres

Als Digestif empfehlen sich natürlich verschiedene Schnäpse und Brände, Vodka oder Liköre. Auch Bier wird sehr gerne bei dem und nach dem Essen getrunken, immer häufiger auch Wein, was nicht nur auf modische Einflüsse aus Südeuropa, sondern auch auf die sich dynamisch entwickelnde Winzerkultur in Polen zurückzuführen ist. Darüber erzählen wir aber in einem anderen Artikel…

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