Holzarchitektur in Südostpolen: Eine Reise durch die reiche Kulturlandschaft der Region

Andreas Kleinberg
Andreas Kleinberg 10 Min. Lesen
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Südostpolen bietet eine reiche Mischung aus historischen, kulturellen und natürlichen Attraktionen und ist definitiv ein lohnendes Ziel für Reisende. In diesem Beitrag stellen wir die Holzarchitektur der Regionen Podkarpacie (Karpatenvorland) und Małopolska (Kleinpolen), die die einzigartige Kulturlandschaft Südostpolens ausmacht.

Holzarchitektur – fragiles Erbe

Die Holzarchitektur ist in vielen Ländern und Regionen ein wichtiger Teil des kulturellen Erbes und zeigt die Fähigkeiten und Techniken der Menschen in früheren Zeiten. Jede Region hat ihre eigenen einzigartigen Stile und Methoden, die auf ihren spezifischen Gegebenheiten, Klimabedingungen und verfügbaren Materialien basieren. Die Unbeständigkeit des Materials macht aus der Holzarchitektur ein besonders wertvolles Kulturphänomen, das geschützt werden soll. Da Holz leicht verfällt, erfordert die Erhaltung dieser Gebäude spezielle Sorgfalt und Fachkenntnisse.

Südostpolen – am Schnittpunkt der Kulturen

In Südostpolen ist die Holzarchitektur besonders prägnant und repräsentiert die historischen, sozialen und kulturellen Aspekte der Region. Viele der traditionellen Holzstrukturen, die noch existieren – wie Kirchen, Häuser und Scheunen – dienen nicht nur als Erinnerungen an die Vergangenheit, sondern sind auch noch in Gebrauch und Teil des täglichen Lebens.

Die Holzarchitektur in dieser Region zeigt eine Reihe von technischen und ästhetischen Merkmalen, die sie von anderen unterscheiden. Zum Beispiel sind die Holzkirchen von Südostpolen berühmt für ihre komplexen Strukturen und reichen Ornamente, während die Häuser und Scheunen häufig einfacher gestaltet sind, aber immer noch einen hohen Grad an Handwerkskunst und technischem Know-how zeigen.

Im Folgenden versuchen wir, die besten Sehenswürdigkeiten der Holzarchitektur in der Region kurz darzustellen.

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Kirchen, Häuser und Freilichtmuseen

In den Regionen Podkarpacie und Kleinpolen gibt es viele bemerkenswerte Beispiele für Holzarchitektur, darunter Kirchen, Herrenhäuser, Landhäuser und Scheunen, von denen viele immer noch gut erhalten sind und die die landschaftliche Schönheit der Region bereichern.

Katholische Holzkirchen

Die Holzkirchen in Südostpolen sind bemerkenswerte Beispiele für traditionelle sakrale Architektur. Diese Bauwerke spiegeln das handwerkliche Können und die religiösen Bräuche der Region wider. Viele von ihnen dienen seit Jahrhunderten als sakrale Orte. Man kann somit nicht nur ihre Architektur bewundern, sondern auch an Messen und Andachten teilnehmen.

Zu den bekanntesten Holzkirchen der Region zählt bestimmt die Hl. Philip und Jakob Kirche in Sękowa. Sie wurde Ende des 15. Jahrhunderts erbaut und ist ebenfalls auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgeführt. Sie ist bekannt für ihre bemerkenswerte Holzschnitzkunst. Auch ist die Hl. Michael der Erzengel Kirche in Binarowa eine der ältesten und wertvollsten Holzkirchen in Polen. Das Innere ist mit beeindruckenden Wandmalereien aus dem 16. und 17. Jahrhundert verziert. Die Himmelfahrt der Jungfrau Maria Kirche in Haczów ist dagegen die größte gotische Holzkirche in Europa und wurde im späten 14. oder frühen 15. Jahrhundert erbaut. Sie ist bekannt für ihre gut erhaltenen Fresken aus dem 15. Jahrhundert.

Orthodoxe Holzkirchen

In Südostpolen gibt es auch zahlreiche wunderschöne orthodoxe Holzkirchen. Diese Region war einst und stellenweise ist immer noch das Zuhause vieler orthodoxer und griechisch-katholischer Christen, die ihre eigenen einzigartigen Traditionen der Holzbauweise hatten. Einige dieser Kirchen sind in sehr gutem Zustand erhalten und dienen immer noch als aktive Kirchen, während andere in Freilichtmuseen umgewandelt wurden. Abgesehen von der architektonischen Schönheit, sind die Ikonen als Teil der Innenausstattung und Kultobjekte (die sog. Ikonostase) bemerkenswert.

Die Auswahl der interessantesten orthodoxen Kirchen in Polen fällt wirklich schwer. Somit sind die unten angeführten Gebäude nur Beispiele für die reiche Holzarchitektur der besprochenen Regionen. Vergessen Sie nicht, dass sich in der Nähe der Holzkirchen immer auch andere Kirchen, Bauten und Friedhöfe befinden, die eines Besuchs wert sind. Diese sind meistens auch gut ausgeschildert.

Die Kirche der Schutzheiligen Gottesmutter in Turzańsk wurde 1863 erbaut und ist eine der schönsten orthodoxen Holzkirchen in der Region. Sie befindet sich im Bieszczady-Gebirge und ist für ihre wunderschönen Fresken und Ikonostase bekannt. Die orthodoxe Kirche der Geburt der Heiligen Gottesmutter in Chotyniec ist eine der Holzkirchen in der Region Podkarpacie, die auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes stehen. Sie wurde 1600 erbaut und ist ein bemerkenswertes Beispiel für die Lemken-Architektur. Bemerkenswert ist auch die Kirche des Heiligen Nikolaus in Równia. Diese wunderschön erhaltene Kirche wurde 1783 erbaut und ist ein hervorragendes Beispiel für die bojkische Holzarchitektur. Sie befindet sich in der Nähe von Sanok, am Tor des Bieszczady-Gebirges.

Während eines Besuchs in den Niederen Beskiden (Beskid Niski) muss man unbedingt die winzige Kirche des Heiligen Paraskewa in Kwiatoń sehen. Sie wurde 1653 erbaut und ist ein ausgezeichnetes Beispiel für die ruthenische Holzarchitektur. Sie wurde im Jahr 2013 in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Heute dient sie sowohl der griechisch-katholischen als auch der römisch-katholischen Gemeinde im Dorf.

Freilichtmuseen

In Südostpolen gibt es mehrere Freilichtmuseen, die der Holzarchitektur gewidmet sind. Diese Museen bewahren und präsentieren historische Holzbauten und geben einen Einblick in die traditionelle ländliche Lebensweise der Region. Viele dieser Museen enthalten originale oder nachgebaute Gebäude und Strukturen, darunter auch einige der berühmten Holzgebäude der Region.

Das ohne Zweifel bekannteste ist das 1958 gegründete Museum für Volksbauweise in Sanok (Muzeum Budownictwa Ludowego w Sanoku). Das Museum erstreckt sich über eine Fläche von etwa 38 Hektar und zeigt eine beeindruckende Sammlung von mehr als 200 Gebäuden und landwirtschaftlichen Strukturen, die aus verschiedenen Teilen der Region stammen. Die Sammlung des Museums enthält Gebäude von vier ethnischen Gruppen: Polen, Bojken, Lemken und Huzulen. Diese sind in mehrere Sektoren unterteilt, die jeweils verschiedene Regionen und Kulturen repräsentieren. Jeder Sektor enthält eine Vielzahl von Gebäuden, darunter Wohnhäuser, Scheunen, Windmühlen, Schmieden und Schulen, sowie sakrale Gebäude wie Kirchen und orthodoxe Kirchen. Jedes Gebäude wurde sorgfältig abgebaut, an den Museumsort verlegt und dort wieder aufgebaut, wobei alle originalen Merkmale und Details erhalten blieben. Neben den Gebäuden zeigt das Museum auch eine Vielzahl von Haushaltsgegenständen, Werkzeugen, Möbeln und traditioneller Kleidung. Es gibt auch Vorführungen von traditionellen Handwerkstechniken sowie Feste und Veranstaltungen, die das kulturelle Erbe der Region feiern. Besuchen Sie unbedingt die Homepage des Museums.

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Absolut sehenswert ist auch das Freilichtmuseum in Nowy Sącz (Sądecki Park Etnograficzny). Hier können Besucher eine Reihe von traditionellen Gebäuden aus der Region Nowy Sącz und dem Karpatenvorland sehen, darunter Bauernhäuser, Scheunen, eine Schule, eine Kirche und eine Taverne. Darüber hinaus möchten wir auch das Freilichtmuseum in Kolbuszowa (Muzeum Kultury Ludowej w Kolbuszowej) empfehlen. Dieses Museum konzentriert sich auf die Volkskultur der Rzeszów-Hochebene und beherbergt eine Sammlung von über 80 Gebäuden und Strukturen, darunter Bauernhäuser, Scheunen, Windmühlen und eine Kirche.

Zakopane-Stil

Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert entstand in der Region Podhale, nahe der Stadt Zakopane, ein einzigartiger Stil der Holzarchitektur, der als „Zakopane-Stil“ (styl zakopiański) bekannt ist. Dieser Stil, der von dem Architekten und Schriftsteller Stanisław Witkiewicz entwickelt wurde, ist von der lokalen Volkskunst und dem traditionellen Bergbauernleben inspiriert und zeichnet sich durch seine markanten, spitzen Dachkonstruktionen und reichen Holzschnitzereien aus. Das bekannteste Beispiel des Stils ist bis heute die Villa von Witkiewicz in Zakopane. 

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UNESCO-Erbe

In Anerkennung ihrer kulturellen Bedeutung wurden viele dieser Holzstrukturen als UNESCO-Weltkulturerbe eingestuft. Diese Auszeichnung unterstreicht die globale Bedeutung dieser Gebäude und trägt dazu bei, sie für zukünftige Generationen zu bewahren. Darüber hinaus sind in Südostpolen eine Reihe von Museen und Bildungszentren dazu bestimmt, die Tradition der Holzarchitektur zu bewahren und zu fördern. Diese Einrichtungen bieten Besuchern die Möglichkeit, mehr über die Geschichte und Techniken der Holzarchitektur zu erfahren, und tragen dazu bei, dieses wichtige kulturelle Erbe lebendig zu halten.

Holzarchitekturroute

„Szlak Architektury Drewnianej“ (Holzarchitekturroute) ist ein touristischer Pfad in Polen, der Besucher zu Hunderten von historischen Holzgebäuden führt, von denen viele als Kulturdenkmäler anerkannt sind. Die Route erstreckt sich über mehrere südpolnische Regionen, darunter Kleinpolen, Schlesien, Heiligkreuz und Karpatenvorland.

Die Route ist in mehrere kleinere Teile unterteilt und umfasst über 250 Objekte, darunter Kirchen, orthodoxe Kirchen, Herrenhäuser, Häuser, Scheunen und andere Beispiele für traditionelle Holzbauweise. Viele der auf der Route gezeigten Gebäude sind von außerordentlicher Schönheit und technischer Raffinesse, und viele von ihnen stehen auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Einige haben wir auch hier empfohlen. Besuchen Sie die Homepage der Route – in Kleinpolen und in Podkarpacie.

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