Polens Naturschätze entdecken: Die besten Wanderwege und Nationalparks

Andreas Kleinberg
Andreas Kleinberg 9 Min. Lesen

Polen ist bekannt für ihre vielen Nationalparks, die unversehrte Natur sowie wunderbare Wanderwege verschiedener Art und Weise. In diesem Beitrag versuchen wir, eine Auswahl der wichtigsten Naturschätze und Sehenswürdigkeiten in Polen zu treffen.

Polen – das Land der Natur

Die im Vergleich zu Deutschland weniger entwickelte Industrie, traditionelle Landwirtschaft und dünne Besiedelung macht Polen zu einem der grünsten und schönsten Länder Europas. Dies ist auch sehr vorteilhaft für den Tourismus – malerische Orte, Wander- und Fahrradwege sowie touristische Unterkünfte, die sich inmitten der wilden Natur verstecken, braucht man nicht extra zu suchen, ihre Vielzahl ist überwältigend, so wie die Zahl der atemberaubenden Naturschätze, die der östliche Nachbar Deutschlands zu bieten hat. Dank der günstigen Lage zwischen der Ostsee und dem Kamm der Karpaten kann sich Polen verschiedener Naturschätze rühmen – vom alpinen Gebirge über riesige Urwälder bis hin zu großen Seen im Norden und der langen Meeresküste.

Für Liebhaber/innen von Bergen und Wanderungen empfiehlt sich allem voran ein Besuch in den Karpaten, einer der wildesten Gebirgsketten Europas. Hier sticht vor allem das Tatra-Gebirge in Südpolen, an der Grenze zur Slowakei, hervor. Dieses Gebirge bietet spektakuläre Landschaften mit hohen Gipfeln, tiefen Tälern, kristallklaren Seen und eiskalten Wasserfällen. Die Gipfel sind über 2000 Meter hoch, haben alpinen Charakter, viele von ihnen sind für Wanderer zugänglich, wenn auch anspruchsvoll. Ganz anders sind die Bieszczady, die sich im südöstlichen Teil Polens erstrecken und wegen ihrer Abgeschiedenheit und der wunderschönen Natur den Namen des „polnischen Alaskas“ verdient haben. Die beeindruckende Flora und Fauna, voll von seltenen, ja endemischen Tier- und Pflanzenarten, ist hier intakt erhalten. Empfehlenswert ist jedenfalls auch das Riesengebirge (Karkonosze) in Schlesien, der höchste Teil der Sudetenkette, nur eine Stunde Autofahrt von der deutschen Grenze entfernt.

Unversehrte Natur finden wir auch in den großen Seeplatten im Norden Polens. Die Masurische Seeplatte und die Kaschubei sind bekannt für ihre zahlreichen Seen und Flüsse, die von dichten Wäldern umgeben sind und beliebte Ziele für Wassersportler/innen und Naturliebhaber/innen darstellen. Im Norden erstreckt sich auch die baltische Küste Polens mit ihren kilometerlangen Sandstränden und malerischen Küstendörfern, die auch an zahlreichen Naturschätzen reich ist. Hier sind die Insel Wollin, die Halbinsel Hel und vor allem die riesigen Slowinzischen Dünen, welche viele seltene Pflanzen- und Tierarten beheimaten, zu empfehlen. Nach Seestürmen kann man am Strand mit ein bisschen Glück Bernstein finden.

Schließlich bietet Polen auch Orte und Regionen, in denen Naturbeobachtungen und Wanderungen in Extremform betrieben werden können. Der Białowieża-Urwald im Osten Polens ist der letzte Tiefland-Urwald Europas und beheimatet eine Vielzahl von Wildtieren wie Elche, Wisente, Wölfe und Luchse. Das spektakuläre Biebrza-Sumpfgebiet dagegen ist das größte Sumpfgebiet Mitteleuropas und ein wichtiger Lebensraum für viele seltene Vogelarten und andere Wildtiere, die man in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten und fotografieren kann. Dies kann man zum Beispiel beim Wandern genießen, denn Polen ist ein richtiges Wanderparadies.

Wandern in Polen

Polen bietet eine Vielzahl von landschaftlich reizvollen und abwechslungsreichen Wanderwegen. Alle sind gut markiert, wobei die Farben auf ihre Länge (und nicht auf ihre Schwierigkeit!) hinweisen. Die roten und blauen sind meistens Weitwanderwege und erstrecken sich über viele Kilometer. Selbstverständlich kann man hier nur ausgewählte Teile an einem Tag oder aber die Wege in ihrer Gänze während einer mehrtägigen Wanderung zurücklegen. Einige von ihnen möchten wir näher beschreiben.

Im Flachland wären allen voran die Waldwanderwege im Norden zu nennen: der rote Weg in den Masuren sowie der rote Weg im oben genannten Biebrza-Sumpfgebiet. Im Gebirge ist der Riesengebirgskammweg als Teil des Großen Sudetenweges empfehlenswert, der durch eine atemberaubende Landschaft mit hohen (bis 1600 Meter) Gipfeln, Bergseen und dichten Wäldern führt. Der Beskiden-Hauptwanderweg ist mit fast 500 Kilometern der längste Wanderweg Polens, beginnt in den wilden Bieszczady an der ukrainischen Grenze, führt über verlassene Täler und einsame Gipfel der Beskiden, darunter die berühmte Babia Góra (genannt auch Teufelsberg), bis zum schlesischen Ustroń. In seinem östlichen Verlauf führt der Wanderweg durch sehr dünn besiedelte Gebiete, die infolge der Umsiedlungen nach dem Zweiten Krieg durch die Natur wiedererobert wurden und heute ein einzigartiges Beispiel von Rewilding darstellen.

Für Fans von alpinen und anspruchsvollen Wanderwegen empfehlen sich diejenigen in der Tatra, vor allem der Rysy-Weg auf den höchsten Gipfel Polens sowie die Orla Perć (Adlerpfad), der beeindruckendste Weg in den ganzen Karpaten, der eine alpine, mit Ketten gesicherte Via Ferrata ist. Weite Ausblicke sowie Einblicke in furchterregende Schluchten sind garantiert. Hier ist jedoch auch Vorsicht geboten! Die Nähe der Tatra zum berühmten Wintersportort Zakopane kann für viele Wanderer, die am Abend nach der Wanderung gerne doch das Nachtleben in der Stadt genießen möchten, von Vorteil sein.

Zu betonen ist hier die Fülle von Unterkunftsmöglichkeiten rund um die Wanderwege und Nationalparks Polens. Von Zeltplätzen und Berghütten ohne Strom bis zu luxuriösen Gebirgshotels mit Spa-Behandlungen – übernachten lässt sich auf verschiedene Art und Weise, meistens aber zu erschwinglichen Preisen. Und hier ist Polen immer noch sehr konkurrenzfähig.

Wer nicht gerne wandert, kann auf Fahrrad oder Kajak umsteigen. Polnische Berge im Süden sind berühmt unter Radler/innen, wogegen Nordpolen mit seinen zahlreichen, malerischen Flüssen, die in die Ostsee münden, als eines der besten Gebiete fürs Kanufahren gilt. Da Trekking, Radfahren und Kanufahren in Polen immer populärer werden, ist es auch kein Problem, eine entsprechende Ausrüstung zu leihen.

Die Nationalparks Polens

Die wunderbare Natur Polen wird an vielen Stellen durch beeindruckende Nationalparks geschützt. Alle sind für Touristen zugänglich. Rund um die Nationalparks gibt es mehrere Übernachtungs- und Verpflegungsmöglichkeiten, viele Orte liegen auch auf dem Gebiet der Parks und befolgen spezielle Regelungen des Umweltschutzes, was den Besucher/innen ermöglicht, direkten Kontakt mit unversehrter Natur zu erleben.

Außer den genannten Nationalparks Bieszczady, Tatra und Riesengebirge erfreut sich der Pieniny-Nationalpark einer großen Beliebtheit. Dieser Nationalpark an der Grenze zur Slowakei ist bekannt für seine spektakuläre Landschaft mit Schluchten, Felsen und Flüssen. Besucher/innen können hier wandern, Kajak fahren und den Fluss Dunajec mit traditionellen Flößen befahren. Fans der Sächsischen Schweiz und felsigem Mittelgebirge werden hier vergleichbare, wenig anspruchsvolle und dennoch wunderschöne Wanderwege finden. Der bekannteste von ihnen ist der „Drei-Kronen-Weg“ mit atemberaubenden Aussichten auf die Hohe Tatra und die wilden Beskiden. Einen ähnlichen Charakter haben auch die Góry Stołowe (Heuscheuergebirge), unweit vom schlesischen Wrocław (Breslau). Im polnischen Gebirge lassen sich viele seltene Tierarten beobachten, darunter große Säugetiere wie zum Beispiel Wolf, Luchs, Wildkatze, Wildschwein, Elch, Wisent oder Braunbär. Unter Beachtung der Distanz- und Vorsichtsregeln ist deren Beobachtung ungefährlich.

Zum Biebrza-Nationalpark und dem Białowieża-Urwald als großflächigen Naturschutzgebieten gesellt sich der Kampinos-Nationalpark in Zentralpolen. Dieser Nationalpark befindet sich in der Nähe von Warschau und bietet eine unberührte Landschaft mit Wäldern, Feuchtgebieten und Flüssen. Hier können Besucher/innen eine Vielzahl von Wildtieren wie Biber, Hirsche und Füchse beobachten. Auch sind die berühmten Masuren ein Beispiel einer wundervollen Koexistenz von Tourismus und wilder Natur, besonders rund um die riesengroßen Seen.

Die polnischen Nationalparks sind nur ein Teil der geschützten Landschaften Polens. Insgesamt bilden diese ca. 23% der Landesfläche! Die Entdeckung dieser verborgenen Naturschätze ist unschwer und kann ein wahres Abenteuer sein.

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